Prag

03.03. - 09.03.2020

Semesterferien - Urlaub. Am liebsten Verreisen, doch wohin? Malmö, Osteuropa oder doch lieber ins Warme? Gut mit der Bahn zu erreichen, kulturell interessant, nicht zu weit weg und nicht zu teuer. Prag stellte sich als das ideale Reiseziel für eine Woche im März an. Im Sommer raten viele Reiseführer und Blogger von einer Reise nach Prag ab. Die Stadt ist zwar wunderschön, aber komplett überlaufen. Im März ist von diesen Touristenmassen noch nicht so viel zu spüren. 

Mit der Bahn gibt es gute und preisgünstige Verbindungen und man braucht ca. 7 Stunden von Hamburg zum Prager Hauptbahnhof. Übernachtet haben wir wie eigentlich immer in einem Airbnb. Dieses Mal in fußläufiger Nähe zum Stadtzentrum, ca. 5 Minuten vom Wenceslas Square, einem großen Platz gegenüber des großen Museums. 

Angekommen sind wir am Abend, sodass wir im Dunkeln in die Stadt spaziert sind um uns umzuschauen und etwas zu Essen zu finden. Am nächsten Tag stand dann eine Stadtführung auf dem Programm. Mit einer überschaubaren Gruppe mit einem englischsprachigem Guide und zwei britischen Paaren gingen wir die wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt ab. Gestartet am "Powder Tower" folgten wir dem "Royal Way" in Richtung Altstadt und jüdischem Viertel. Von dort aus ging es über die Karlsbrücke bis zur "John Lennon Wall", wo wir uns von der Gruppe verabschiedeten. Prag hat sehr viele schöne und alte Gebäude. Im zweiten Weltkrieg wurde Prag lediglich einmal und auch nur aus Versehen bebombt und somit ist der alte Stadtkern, sowie die Prager Burg und weitere Kirchen und Gebäude noch weitestgehend erhalten. Es gibt viele verwinkelte Gassen und Abkürzungen. 

Impressionen der Stadt


Am Nachmittag machten wir einen Spaziergang zum "Eifelturm von Prag". Der stählerne Turm ist durch den Eifelturms in Paris inspiriert und wurde 1891 als Aussichtsturm erbaut. Der Turm ist 63,5 Meter hoch, steht aber auf dem Berg Petrín Hill, wodurch man eine gute Aussicht über die ganze Stadt und die umliegenden Gebäude hat. Der Berg ist mit vielen Bäumen gepflanzt, vom Aussichtsturm kann man dann aber gut drüber gucken. Für 80 tschechische Kronen bekommt man Zugang zu den 299 Stufen und 2 Aussichtsplattformen, sowie zum Museum über den Turm. 

 


Den Donnerstag haben wir genutzt um uns noch einmal ein eigenes Bild von der Stadt zu machen. Mit langen Spaziergängen in der Stadtmitte hatten wir viel Zeit uns umzuschauen. Außerdem waren wir im Jüdischen Museum. Das Museum bietet verschiedene Ticket-Kombiationen für Gebäude und Museen im jüdischen Viertel in der Prager Altstadt. Wir haben uns für das Ticket entschieden, welches 3 Synagogen, den jüdischen Friedhof, die Ceremonial Hall und die Robert Guttmann Gallery abdeckt. Die Pinkas Synagoge dient heute als Gedenkstätte für die Opfer des Holocausts. Die Wände sind nahezu komplett mit den Namen und Daten der jüdischen Opfer beschrieben. Im Obergeschoss gibt es eine Ausstellung über Bilder, die Kinder im Konzentrationslager Theresienstadt gemalt haben. Im Außenbereich der Synagoge wird der Weg beschrieben, den die tschechischen Juden bis in die Konzentrationslager gehen mussten. Direkt hinter der Synagoge liegt der jüdische Friedhof. Das jüdische Viertel in Prag hat schon lange vor dem Nationalsozialismus existiert und der Antisemitismus und die Abgrenzung der Juden hat schon viel früher stattgefunden. Die Juden besiedelten Prag erstmals um den Fuß der Prager Burg. Im 13. Jahrhundert mussten sie in das jüdische Viertel umsiedeln und mussten unter strengen Auflagen leben. Schon damals wurden sie mit gelben Hüten, Armbändern und Aufnähern markiert. Erst 1848 wurde das Viertel aufgelöst und die Juden bekamen mehr Rechte. Der Friedhof dienten den Menschen als einziger Friedhof zu Zeiten des Ghettos, da sie keine Möglichkeit hatten ihre Toten außerhalb zu begraben. Der Platzmangel wurde schnell groß, sodass die Menschen in mehreren Lagen begraben wurden. Die Ebene des Friedhofs wurde immer höher. Heute werden keine Menschen mehr dort begraben, die Gräber stapeln sich allerdings auch schon auf 12 Grab-Ebenen. Angrenzend an den Friedhof befindet sich die Ceremonial Hall, in der man über die jüdische Bestattungs-Traditionen lernen kann.

 

Da das Ticket sieben Tage lang gültig ist haben wir uns zwei der Synagogen für Montag aufgespart und haben den Rest des Tages genutzt die tschechische Küche zu testen. Trdelník (engl. "Chimney Cake") wird in Prag an jeder Ecke verkauft. Der Zucker-Geruch strömt durch alle Straßen der Altstadt und man erkennt immer schnell, wo der nächste Verkauf ist. Das traditionelle Gebäck stammt ursprünglich aus Ungarn und wird auf drehbaren Spießen schlangenförmig aufgerollt und dann über Hitze gebacken. Dann wird es in einer Zimt-Zucker-Mischung gewälzt und nach Belieben mit Schokolade, Eis, Nutella, Früchten, etc. serviert. 

Am Abend haben wir ein Konzert des Prager Sinfonieorchesters in der Smetana Hall im Munincipal House angehört. Gespielt wurden Stücke zum Thema Wasser von Dvorák, Mozart, Sibelius und Debussy dirigiert von Pietari Inkinen. 


Am Freitag verließen wir Prag für eine Reise nach Theresienstadt. 


Am Wochenende wird Prag zu einem stärkeren Touristenmagneten als noch unter der Woche. Es sind wesentlich mehr Menschen auf den Straßen und an den Sehenswürdigkeiten und man sieht überall Menschengruppen, die Touren durch die Stadt machen. Leider haben wir in den letzten Tagen die Hauptsehenswürdigkeit, die Prager Burg noch nicht besichtigt. Dies stand am Samstag auf dem Programm, wodurch wir den Menschenmassen nicht entfliehen konnten. In unserem Ticket enthalten waren die Kathedrale, die Kirche, die Diet Hall und die Golden Lane der Burganlage. Die Burg thront über der Stadt auf einem Berg und vor allem die Kathedrale ist vom Fluss und aus vielen Ecken der Stadt nicht zu übersehen. Die Anlage wurde im 9. Jahrhundert errichtet und wurde baulich über die Jahrhunderte immer wieder verändert. Heute sieht es nicht mehr stark nach Burg aus, denn die Fassade bilden hausähnliche Gebäude. Die Golden Lane hat uns in der Burg am besten gefallen. Sie zeigt einfaches Leben in kleinen Häuschen in der Burgmauer mit Schneider, Kräuterfrau, Alchemist, Kerzenwerkstatt und kleinen Läden. Im zweiten Stockwerk befindet sich eine Ausstellung mit Rüstungen, Waffen und Folterkammer. Am Ende der Straße befindet sich ebenfalls eine Folterkammer für Gefangene im Daliborka-Turm. 


Unseren letzten vollen Tag in Prag haben wir mit einem Frühstück-Picknick vor der Prager Philharmonie gestartet und mit einer Bootsfahrt auf der Moldau (tschechisch "Vltava") fortgesetzt. Im Ticket enthalten ist außerdem das Charles Bridge Museum, welches viele historische Einblicke in den Brückenbau und das nahe liegende St. Anges Kloster gibt. Unsere Bootstour führte uns um die Karlsbrücke und zu einigen historischen Gebäuden wie zum Beispiel dem Sitz des tschechischen Parlaments oder einer alten Mühle, die mittlerweile als Kunstmuseum fungiert, die wir bisher noch nicht gesehen hatten. Das Museum hat uns anschaulich erklärt, wie man es schafft ohne moderne Hilfsmittel so eine Brücke im reißenden Flusswasser zu "versenken". 

Am Nachmittag haben wir die Staropramen Brauerei besucht. Das Bier, welches traditionell seit 1871 in Prag gebraut wird. Die Tour durch die Brauerei ist virtuell und zeigt die Geschichte, die Brauerei und das Abfüllen des Bieres inklusive des Exports. Die Tour endet in der hauseigenen Bar, wo man, je nach Ticket, verschiedene Biere probieren oder einen Krug Bier trinken kann. 

Vier Gläser mit Staropramen Bier
Staropramen Beertasting

Am Montag endete unsere Entdeckungstour durch Prag. Wir haben noch zwei der Synagogen im jüdischen Viertel besichtigt. Die Klausen Synagoge, welche eine Ausstellung über religiöses, jüdisches Leben beherbergt und die Maisel Synagoge, welche eine Austellung über die Geschichte der Juden in Bohemia bietet. Nach einem Mittagessen in einem der einzigen vegetarisch-veganen Restaurants in Prag und einem letzten Trdelník ging es für uns mit der Bahn zurück nach Hause.