Weihnachten in Camphill

Advents Dekoration: Spirale

Angefangen hat die Weihnachtszeit am 1. Dezember mit dem Adventgarden. Darauf folgten einige Weihnachtsveranstaltungen in umliegenden Communities, wie zum Beispiel ein Weihnachtsmarkt in Thomastown, ein Flohmarkt mit Kaffee und Kuchen, ein Eurythmy-Märchen, ein gemeinsamer Gottesdienst kurz vor Weihnachten, ...

Der Höhepunkt in der Vorweihnachtszeit war für viele Leute dann das Krippenspiel, welches wir zusammen geprobt haben. Die Weihnachtsgeschichte, in der nicht nur die Geburt Jesus, sondern auch die Schäfer eine große Rolle gespielt haben. 

 

Insgesamt wurde in der ganzen Vorweihnachtszeit viel gesungen, Musik gemacht, gebacken und geredet. Außerdem haben wir untereinander gewichtelt und uns damit gegenseitig die Zeit bis Weihnachten mit selbstgebackenen Leckereien, kleinen Geschenken, Kerzen, kleinen Scherzen und Kreativität verschönert. 

Weihnachten in Camphill war für mich eine ganz neue Erfahrung. Ich war zum ersten Mal nicht in Deutschland bei meiner Familie und habe das Fest anders verbracht als sonst. 

Das eigentliche Fest hat am 24.12. angefangen, als die meisten Bewohner schon zuhause bei ihren Familien waren. Der Tannenbaum wurde aufgebaut und traditionell geschmückt. Hier kommen statt Christbaumkugeln verschiedene Symbole an die grünen Zweige: Neben metallen Symbolen, die größtenteils für die verschiedenen Planeten unseres Sonnensystems stehen, kommen außerdem rote und weiße Rosen, rote und weiße Kerzen und 12 Äpfel an den Weihnachtsbaum. Zusätzlich haben wir noch Strohsterne aufgehängt. 

Am Heiligabend, der hier in Irland gar nicht so groß wie in Deutschland gefeiert wird, haben wir uns zusammen getroffen, zum ersten Mal die Kerzen am Baum angezündet, gesungen, Punsch getrunken, Kekse gegessen und uns unterhalten. Die entspannte Atmosphäre hat mir besonders gut gefallen. Nachts sind wir in die Camphill Community Kyle gefahren und haben einen Mitternachtsgottesdienst besucht. Dieser war sehr schön gestaltet, aber doch anders als zuhause. Danach wurden, wie üblich in Camphill, für die Kühe Weihnachtslieder gesungen und die Weihnachtsgeschichte erzählt. Der Heiligabend ist die Nacht, in der die Tiere uns Menschen verstehen können. Diesen Brauch haben wir zurück in Jerpoint noch einmal in kleinerem Rahmen wiederholt. 

Am Morgen des 25. Dezembers werden in irischen Familien normalerweise die Geschenke ausgepackt. Traditionell sind wir stattdessen hinunter zum Fluss gegangen, um den "Christmasswim" zu veranstalten. Ein kurzer Sprung ins kalte Wasser hat uns alle ausreichend aufgeweckt. Der Rest des Vormittags wurde mit den Vorbereitungen für das Weihnachtsessen verbracht. Kochen, Geschenke einpacken, Tisch decken, ... Zum Mittagessen haben wir in unserem Haus Gäste aus der Community eingeladen und wir haben mit 9 Leuten ein vielseitiges Festessen mit Suppe, Huhn, Schinken, Blätterteigtaschen, Kartoffeln, Pastinaken und Wurzeln gegessen. Zu Beginn wurden die Kerzen am Weihnachtsbaum mit Gesang angezündet und irische "Christmascracker" geöffnet (vergleichbar mit deutschen Knallbonbons zu Silvester). Auf ein langes und gemütliches Essen folgten Kekse, der Abwasch und weitere Weihnachtslieder. 

Den Abend haben wir in einem anderen Haus der Community verbracht, wo es neben weiteren Keksen und Weihnachtsliedern auch Geschenke gab. Das Weihnachtswichteln, was den gesamten Dezember stattgefunden hat, kam zu seinem Höhepunkt und jeder hat ein abschließendes, im Optimalfall selbstgebasteltes Geschenk erhalten. Außerdem haben wir erzählt, was uns in der Vorweihnachtszeit so überrascht hat. 

Am 26.12. war bei uns wieder ein relativ normaler, aber entspannter Tag. Im Rest des Landes wird hier "St. Stephen´s Day" gefeiert. Die meisten Iren verbringen diesen Tag mit ihren Freunden und Familien. 

Auf das Weihnachtsfest folgten ruhige Tage in der Community. Die meisten Bewohner sind nach Hause zu ihren Familien gefahren, wodurch die Häuser leerer waren und die Arbeit weniger wurde. Wir haben uns viel mit den Häusern zusammen getan und haben Spiele gespielt, zusammen gegessen und uns ausgetauscht. Das Fest endet am 6. Januar mit den Heiligen 3 Königen. Anlässlich dessen haben wir Gold, Weihrauch und Myrrhe, die Geschenke der heiligen 3 Könige, mit einer bestimmten Zeremonie zusammen gemörsert, in Wasser gelöst und auf den Ländereien von Jerpoint versprüht. Außerdem wurde die Geschichte der heiligen 3 Könige, sowie der Flucht von Maria, Joseph und Jesus nach Ägypten mithilfe von Verkleidungen und Eurythmy dargestellt. Die Weihnachtsdekoration in den Häusern wurde entfernt und der Alltag kam wieder.